Sizilienreise

30. Oktober bis 5. Dezember 2022

Anne Joshi & Otto Blassnig

   

 

Ausflüge in die Antike

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Selinunt

14. November
 

 

Endlich verspricht der Wetterbericht einen ganzen Tag Sonnenschein - na dann ab in den Süden.

Selinunt ist die größte Ausgrabungsstätte Europas.  Da würde man sehr weite Wegstrecken  zwischen den 3 Zentren zurücklegen müssen, aber es gibt ein Elektromobil, das uns herumfährt.
Die ausgedehnte Fundstätte besteht vornehmlich aus den Überresten der alten griechischen Stadt Selinus, die in der Antike zu den wichtigsten Poleis Siziliens zählte. Davon zeugen u. a. die zahlreichen Tempel, die zu den bedeutendsten griechischen Tempeln Siziliens zählen.

Die erste Tempelanlage am Osthügel mit dem wieder aufgestellten Heratempel bietet schon einen überwältigenden Anblick. Die anderen Tempel sind gigantische Trümmerfelder. Hier durchzukraxeln ist durchaus herausfordernd,  vor allem mit den vielen Dornensträuchern. Aber uns hält nichts auf.

Hier ist der damals am dichtesten besiedelte Teil der Stadt, mit Resten von 12 Tempeln aus dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. dazu zählt der vermutlich der Göttin Hera geweihte Tempel E (um 460–450 v. Chr.), der auf zwei Vorläuferbauten steht, sowie der um 520 v. Chr. begonnene und unvollendete Tempel G, der mit einer Grundfläche von 50 mal 110 Meter einer der größten griechischen Tempel ist. Im Schutt dieser Tempel fand man einen 70 t schweren Giebel.

Mit dem Wägelchen geht es durch ein Flusstal in Richtung Strand, in ein Seitental. Hier wurde ein Demeter-Heiligtum ausgegraben.

Zurück auf den zweiten Tempelhügel, die Akropolis - was für eine Aussicht. Mit den wenigen Besucher*innen können wir uns in diese antike Welt so richtig hineinfallen lassen, besser gesagt sie herrlich überfliegen.

Die Akropolis weist vier Tempel auf, dazu gut erhaltene Terrassierungen und Befestigungen aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Einer der Tempel ist der Tempel C (6 mal 17 Säulen) aus der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr., der teilweise restauriert wurde, ein weiterer ist der jüngere Tempel B. Hier finden sich auch die Überreste zahlreicher typisch punischer Wohnhäuser, die meist auf Fundamenten griechischer Bebauung errichtet wurden. Die Karthager scheinen auch die griechischen Heiligtümer weiterbenutzt zu haben, nun allerdings für ihren eigenen Kult. So finden sich etwa eindeutige Hinweise auf eine Verehrung von Tanit.

 

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Agrigent - das Tal der Tampel

28. November
 

 

Heute hat Otto Geburtstag, es scheint die Sonne und wir machen uns wieder auf den Weg Richtung Süden. Es sind doch 2 Stunden Fahrzeit nach Agrigent. Dort angekommen sind wir etwas enttäuscht, viel mehr kommerzialisiert, viel mehr Menschen und viel weniger Romantik als in Selinunt. Wir genießen es trotzdem und das Drohnenverbot innerhalb des Geländes hält uns auch nicht auf - wir machen es von außen.

 

 

Die archäologischen Stätten von Agrigent, südlich des heutigen Stadtkerns, gehören zu den eindrucksvollsten auf Sizilien. Sie zeigen vor allem die Überreste von Akragas (lat. Agrigentum), einer der bedeutendsten antiken griechischen Städte auf Sizilien. Die teilweise noch sehr gut erhaltenen griechischen Tempel zeugen von der Größe, Macht und kulturellen Hochblüte der damaligen griechischen Stadt.
Akragas war zwar erst 582 v. Chr. in einer zweiten Welle der griechischen Kolonisation gegründet worden, hatte sich aber bald, zu der zweitwichtigsten griechischen Polis auf Sizilien nach Syrakus entwickelt. Diese Bedeutung fand ihren Ausdruck unter anderem in einer Reihe monumentaler Tempel, die im Verlauf des 5. Jahrhunderts v. Chr. entlang der südlichen Stadtmauer auf einem Höhenzug errichtet wurden, der in der archäologischen Fachsprache die Bezeichnung „Hügel der Tempel“ (ital.: Collina dei Templi) hat, im Volksmund aber (durch seine Lage unterhalb der heutigen Stadt Agrigent) als „Tal der Tempel“  bezeichnet wird.
Vor den Tempel der Concordia liegt ebenfalle eine Plastik des Künstlers
 Igor Mitoraj , "Gestürzter Ikarus"

 

 

Auf der Rückreise machen wir noch schnell einen Abstecher zu den Scale dei Turchi, ein wunderschöner Strand mit weißen Felsen und einem entzückendem Lokal.

 

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Segesta

30. November
 

 

Bei strahlendem Sonnenschein geht es in das Landesinnere - nach Segesta. Wir waren das letzte Mal schon hier, haben aber durch Regen und Nebel nur eine wage Erinnerung. Umso größer die Überraschung als wir hinkommen. Nicht nur dass der Tempel schon weithin sichtbar ist, Akropolis und Amphitheater laden mit herrlicher Aussicht ein. Wir müssen nicht einmal zu Fuß hinauf gehen - auch hier werden wir chauffiert, was wir sofort in Anspruch nehmen - australische Reisegruppe ante portas. Mit dieser wechseln wir dann den Platz und können uns ganz der Schönheit dieses besonderen Tempels hingeben, der ja nie fertig gebaut wurde.

Die Ruinen von Segesta liegen an den Hängen des Monte Barbaro, etwa 305 Meter über dem Meer. Steile Abhänge auf mehreren Seiten und eine Stadtmauer an der flacheren Seite in der Nähe des Tempels schützten die Stadt. In dieser Lage kontrollierte Segesta die Hauptstraßen zwischen der Küste und dem Hinterland, zudem ist vom Hügel aus der Golf von Castellammare zu überschauen.

Der nicht fertig gestellte Tempel von Segesta wurde von Elymern wohl um 430/420 v. Chr. auf einem Hügel etwas außerhalb der Stadt errichtet, in einer beherrschenden Position gegenüber der Umgebung. Er ist im dorischen Baustil errichtet, was für die Elymer ungewöhnlich ist. und ist einer der am besten erhaltenen Tempel dieser Bauart. Das liegt zum einen an seiner isolierten Lage – es gab keinen Versuch, ihn als Steinbruch zu verwenden –, zum anderen an dem Umstand, dass er nicht entweiht werden konnte, weil er nicht fertiggestellt und nicht geweiht worden war. Dass der Bau unvollendet ist, erkennt man besonders deutlich an den Säulen, die noch eine mehrere Zentimeter dicke Schutzschicht aufweisen. Diese sollte die Säulen beim Transport schützen und wäre normalerweise bei der Fertigstellung des Tempels abgeschlagen worden, wobei dann auch die Kanneluren geformt worden wären. Ferner zeigen die Stufen des Sockels noch die Steinnasen, die zum Befestigen von Seilen für den Transport der Steinblöcke verwendet und später abgeschlagen wurden.

Auch die Hin- und Rückreise sind sehr erfreulich, der krönende Abschluss ist jedoch unser erster Brunch auf der Terrassa unseres Häuschens, mit einem Glaserl Südsteirer Rosenmuskat von der Kästenburg, der ist seit 16 Jahren bei jeder Reise dabei.

 

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