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Willkommen auf den Seiten meiner Kretaberichte

 

 

Exiltagebuch

 

... mit Covid-19 ab 18.3.2020 auf Kreta gestrandet

 

 

Vorausschicken möchte ich, dass wir sozusagen den Jackpott mit unserem "Exilort" gemacht haben. Wir sind glücklich und dankbar, dass wir hier in die Zeit der Corona Pandemie isoliert sind. Manche meinen zu Hause wären wir näher an unserer Familie - da ist persönlicher Kontakt aber auch nicht angesagt und telefonieren, WhatsAppen ... geht auch von hier. Wir richten uns schön langsam darauf ein auch den Sommerbeginn hier zu verbringen. Unser Landlord Wolfgang hat eh keine neuen Gäste. Wie auch immer, keiner weis, wie lange es dauert, wir lassen es auf uns zukommen und genießen die unerwartete Zweisamkeit im Paradies. Hier ist der Frühling voll erwacht und jeden Tag erwartet uns eine neue Facette des Blumenmeers.

Das einzige, das ich bedaure ist, dass ich viel von der Entwicklung unseres Enkerl versäume, aber das ist hier wir dort das selbe.

Für alle, die es interessiert schreibe ich mit heutigem Tag beginnend mein Exiltagebuch mit Bild des Tages.

PS.: Auf der Seite  Unterwegs  werde ich unsere bisherigen Ausflüge einarbeiten - Zeit habe ich ja jetzt genug :-)

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Wolfgang lässt hamstern

 

Tag 1 - 18.3. - Mittwoch

Ab heute beginnt auch auf Kreta der begrenzter Lockdown. Alle Geschäfte schließen mit Ausnahme von, Supermärkten, Apotheken, Tankstellen, Banken, Kioske, Reparatur von Fahrzeugen, Reparatur von Optik und Mobiltelefonen, Kurierdienste.
Es ist so ähnlich wie in Österreich, nur dass die Menschen hier viel krisenerprobter und entspannter sind, fast alle halten sich an die Verordnungen. Man kann sich noch frei bewegen, muss aber von allen anderen 2m Abstand halten. Wolfgangs Frau Brigitte hat vorgestern den letzten Flieger aus Deutschland erwischt und ist jetzt 2 Wochen in Hausquarantäne.

In Supermärkten wir das auch freundlich überwacht, was aber gar nicht notwendig wäre, weil es keine Hamsterer gibt.

Wir waren einkaufen, auch für Wolfgang, und sind danach an den Strand, Otto hat wieder Holz gesammelt, die nächsten 10 Tage kann es noch kühl und stürmisch werden. Ein kurzer Schwatz mit den holländischen Nachbarn - die sind auch voll glücklich hier zu sein (aber die sind sowieso hierher ausgewandert).

 

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Gemütlichkeit bei mäßigem Wetter

 

Tag 2 - 19.3. - Donnerstag

Der Sturm ist orkanartig geworden, bis zu 130 kmh, dann auch noch kurzer Regen. Da fällt es einem leicht hinter dem Computer zu sitzen und Bilder der vergangenen Woche einzuarbeiten (Unterwegs 3). Es ist total lieb, wie viele Menschen zuhause sich Sorgen um uns machen, aber ganz unbegründet - es geht und sehr gut. Viel lesen, mit der Katze spielen, stricken...

Wie viele wissen bin ich begeisterte Köchin, also keine "Essengehkrise". Wir verwöhnen uns mit gutem selbstgemachten Essen und ich werde nun auch jeden Tag einen Kochvorschlag anhängen.

Tagesgericht: gefüllte Calamari (Fülle: Knödelbrot, Schafkäse, Schinken, frische Kräuter) und grüner Salat (mit Nüssen, Avocado, Orangen)

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in der Damnonibucht

 

Tag 3 - 20.3. - Freitag

Der Sturm hat etwas nachgelassen, da haben wir uns wieder hinaus gewagt - Kleinigkeiten einkaufen (z.B. Knoblauchpresse und Käsedose) und wieder Treibholz hamstern. Da sind wir die Buchten in unserer Nähe abgefahren und wurden auch gleich ganz gestreng kontrolliert (siehe Bild oben).

Hier auf Kreta gibt es immer noch nur 4 Corona-Infektionsfälle und die Menschen sind sehr diszipliniert, an Touristen zu vermieten ist mittlerweile unter Strafe gestellt. Gut dass Wolfgang ein Freund ist. Nachrichten aus Österreich und Deutschland entsetzen mich aber. Da gibt es Menschen, die das Ganze noch immer für Propaganda halten (wofür?), in Bayern werden "Coronapartys" gefeiert und einer meiner Partnerbetriebe wollte, dass ich ein spezielles Angebot für Erlebnis-Weinverkostungen mit Jause für Gruppen ab 6 Personen online stelle.

Meine Mutter, die heute ihren 87. Geburtstag feiert und wirklich viel Ö1 hört, war sich der Ernsthaftigkeit auch nicht voll bewusst (ist aber topfit im Oberstübchen). Die Gradwanderung zwischen umfassender Information und keiner Panikmache ist doch recht schwierig. Bin ganz sicher kein Basti-Fan, aber die Regierung handelt sehr beeindruckend kompetent und schnell.

Tagesgericht: Gemüse (Brokkoli, Karfiol, Karotten) mit Käsesauce und Butterbröseln, dazu Kartoffelpüree und grüner Salat

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frisches Wasser - frecher Besuch

 

Tag 4 - 21.3. - Samstag

Trinkwasser kommt hier nicht aus der Leitung und auch nicht von Nestle. In Spili gibt es eine hervorragende Quelle, die wir auch heute wieder besuchen. Wir sind fast allein auf der Straße, außer es kommt so ein frecher Gast und setzt sich auf Ottos Sicherheitsgurt, der war sicher 8 cm lang. Wir fahren wieder über die Berge nach Hause.

Heute haben wir uns auch in der Botschaft in Athen und beim Außenministerium registrieren lassen, a) dass die wissen wir sind hier und b) um rasch Infos über Rückreisemöglichkeiten zu bekommen. Das wird noch einige Wochen dauern. Uns geht es ja prächtig, aber wir machen uns halt hin und wieder Sorgen um die Kinder und Mutti.

Tagesgericht: Kretischer Salat (Tomaten, Schafkäse, Oliven) Reste von gestern

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       Sonntag bei Regen                                                                            unser Häuschen bei Sonnenuntergang

 

Tag 5 - 22.3. - Sonntag

So, gestriger Krisentag vorüber (hat wohl trotz optimistischer Grundhaltung auch mal sein müssen). Heute lacht uns wieder die Sonne, aber nur innerlich - es beginnt zu regnen. Das macht aber nix - wir haben´s gemütlich.

Es hat uns heute die Botschafterin aus Athen angerufen, sie wird uns auf dem Laufenden halten, aber vor 15. April ist sicher mit keiner Veränderung zu rechnen. Na ich bin schon froh, wenn ich Mitte Mai rechtzeitig zum Start der Gartensaison wieder zu Hause bin.

Viele Freunde und Bekannte lachten mich aus, weil ich auf Annehmlichkeiten im Urlaub auf Kreta nicht verzichten will, wie gute Matratze, Kaffeemaschine, Crosstrainer, Schaukelstuhl, guter Brausekopf, flauschiges Klopapier (hab schon zuhause vorgehamstert), Laptop mit Zubehör, scharfe Messer.., jetzt haben wir es so richtig fein. Zu Glück haben wir auch alle Encasings wegen Ottos Stauballergie mit. Nur beim Gewand war ich ausnahmsweise mal sparsam - großer Fehler ;-).

Über Kreta-Radio hat sich eine Frau Claudia bei mir gemeldet, finde ich total nett. Jetzt bin ich bei der WhatsApp-Gruppe "Lost in Paradise" dabei, ein paar Menschen, die auch auf der Insel fest hängen - spannend.

Heute wird nur ein kleines Kapitel meinem Reiseführer hinzugefügt - Spili.

Tagesgericht: Muscheln mit Gemüse in Kokosmilch

 

Nachtrag - Der Wahnsinn beginnt Nachmittags gegen 18 Uhr:

- Meine Mutter ruft mich an, im Nachmittagsjournal war ein dringender Aufruf an alle noch mit Ausland weilenden Österreicher*innen schnelles möglich zurückzufliegen, so sie das wollen.

- Wie hören die Sendung nach - fieberhafte Suche nach einem Flug, das nicht länger als 6 Stunden inkl. Warten in Athen dauert - für Freitag gebucht.

- ewiges Herumgewurschtle, damit ich die Mail-Bestätigung auf´s Handy bekommen, zu guter Letzt die App des Reiseanbieters heruntergeladen.

- Transfer von Wien nach Lannach organisieren nach langer Recherche der Möglichkeiten.

- Familie informieren, denn Tochter mit Freund, die in unserem Haus die Krisenzeit absitzen wollten müssen zurück in ihre Wohnung nach Wien, mäßige Begeisterung, Mutter total begeistern.

- um neues/altes Auto umschauen, brauche ja eins am Berg in Lannach.

- Registrierung bei der Botschaft in Athen mit unseren Flugdaten mit der Bitte um kurze Informationen.

- ...und, und, und, um 2 endlich schlafen.

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endlich im Flugzeug und trotzdem ein etwas wehmütiger Abschied

      

Tag 6 - 23.3. - Montag

Das Herzschlagfinale

 

Ich beginne am Schluss - 23:50 Ankunft in unserem Haus in Lannach

Nun aber die Chronologie:

- Aufstehen, Kaffee trinken Sport machen... und endlich WhatsApp Nachlichten lesen, da kommt der Hammer - nahezu kompletter Lockdown in Griechenland. Ausgangssperre, es wir unmöglich sich auf Kreta frei zu bewegen, selbst für´s Einkaufen im Supermarkt muss man einen Genehmigungsschein haben

- 10 Uhr Ortszeit - Anruf bei der Botschafterin, ob der Flug wohl am Freitag geht, die ihren Konsul mit unserem Anliegen beauftrag, aber gleich sagt, dass sich die Situation stündlich ändern kann

- Umbuchen des Fluges auf heute Nachmittag, währen dessen ruft die Botschaft an und bestätigt, das es womöglich der letzte Flug ist, der direkt von Athen nach Wien geht und wenn wir weg wollen, sollten wir diesen nehmen. 3 Klicks und die Umbuchung ist erledigt.

- Jetzt wird´s eng. Unter den Titel "zu früh gefreut" sind alle die Annehmlichkeiten, die ich oben erwähnte, jetzt eine Belastung: wir müssen ganz schnell das Haus räumen, alles in Auto schlichten, Zulassung raus, Nummerntafel runter, Gepäck für Flug auf 3 Stück und gesamt 10 kg reduzieren (inkl. meiner ganzen Technik, die brauche ich ja)

- Wolfgang informieren, wir dürfen natürlich unser Auto bei ihm stehen lassen, er organisiert ein Taxi (mit einem haben wir Glück, denn es dürfen üblicherweise nur mehr 2 Personen in einem Auto sein, inkl. Fahrer), und unser total tolle Kühlschrank wir von ihm "betreut"

 - Zuhause sagen, dass wir schon heute kommen, die armen Kinder müssen nach Wein, können uns aber Ottos Wagen zum Flughafen bringen, was für ein Glück und der einfachste Weg nach Hause zu gelangen

- um 12:45 kommt das Taxi - Handschuhe beim Fahrer, Desinfektionsmittel für Fahrgäste sind selbstverständlich

- der Flughafen ist beinahe ausgestorben, überall Desinfektionsspender, das gesamte Personal mit Mundschutz und Handschuhen, zusätzliche Polizeikontrolle für die Wahrung des Abstandes und zur Nachfrage/Information für innergriechische Flüge und Transit.

- Mit einem kleinen Propeller-Spuckerl fliegen wir zum Flughafen Athen. Ich sag´s gleich - das selbe Bild in groß

- Hier werden wir sofort von einem entzückendem Herrn (superfesch, könnte in jedem deutschen Krimi den Kommissar geben) angesprochen, der von der Botschaft mit unserer Betreuung beauftragt wurde. Er berichtet uns, dass es tatsächlich der letzte Flug nach Wien ist und er rettet uns auch vor den Tücken der Technik beim Checkin

Hier nochmals ein ganz dickes DANKESCHÖN an die Mitarbeiter*innen des Außenministeriums

-  die nur ca. 30 Passagiere werden mit großen Abständen über das gesamte Flugzeug verteilt

- die Ankunft in Wien ist ein bisserl ein Schock: nicht nur, dass es urkalt ist, hier wirkt alles sehr, sehr lasch! Niemand mit Mundschutz, keine Handschuhe, 2 Halblustige, die unsere Temperatur messen und auf die Frage nach dem Desinfektionsmittel sagen, gibt´s kein´s, wir müssen sparen. Hääää???? Kein Abstand beim Durchgang,...

- Am Parkplatz übergeben die Kinder uns den Autoschlüssen (mit Zwischendesinfektion, denn mittlerweile bin ich felsenfest davon überzeugt, dass nicht wir als Rückkehrer*innen eine Gefahr für andere sind sondern umgekehrt).

- Der Flugplatz war leergefegt, auf der Straße aber war mehr los als ich vermutete.

- Zuhause angekommen ein kleiner Whisky, ein Zigaretterl und ab ins HERRLICH eigen Bett.

Ah ja, das Tagesgericht: Sandwichs, Apfel, Joghurt, Nüsse, Datteln

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Schlusswort

25.3.  Mittwoch

 

Auf mindestens 6 Wochen waren wir eingestellt, die wir hier auf Kreta währen der Krise verweilen dürfen, 6 Tage sind es geworden. Um es gleich vorweg zu nehmen - sicherer fühle ich mich hier NICHT. Klar, das Gesundheitssystem ist besser und und und, aber wie oben schon erwähnt, die Menschen sind teilweise unglaublich sorglos und egoistisch. Man stelle sich vor, ein Abgeordneter, der bei einer "Corona-Party" erwischt wird, Menschen, die die Ausgangsbeschränkungen immer noch in Zweifel ziehen, ... verstehe ich nicht. Auch wenn es auf Kreta jetzt echt zach wird, die haben es geschafft nur ganz wenige Infizierte aufzuweisen (bis jetzt 8).

Trotzdem, besser eingesperrt daheim in unserem geräumigen Haus mit Gemüsegarten und Pool (wer weiß wir lange es noch dauert) als in einem Häuschen am Berg auf einer (superschönen) Insel.

 

Auf diesem Weg einen - im Rahmen des Möglichen - schönen Nationalfeiertag dorthin

 

Wir sind jetzt zumindest ausgeschlafen, wenn auch noch nicht ganz angekommen. Eine liebe Bekannte hat eine sehr lange Einkaufsliste abgearbeitet (wir hatten kaum Klopapier) und uns alles vor die Türe gebracht. Der Tagesablauf ist ganz ähnlich wie davor, Kaffeetrinken, Sport, Frühstück, am Computer herumfummeln (werde noch einige Ausflüge einarbeiten), mit Liebstem (sprich Ehemann) plaudern, lecker kochen, Film gucken, schlafen. Strickerei musste ja zurückbleiben, neue Wolle ist bestellt.

Meine Mutti ist überglücklich, dass wir wieder da sind, die Kinder sehr froh, die Nachbarn und Freunde total lieb.

 

Wer mag, kann ja hin und wieder vorbeischauen. Falls euch in der nächsten Zeit langweilig ist - unsere anderen Reisen der letzten Jahre findet ihr hier  Reiseberichte

 

 

 

Mit diesem frühlingshaften Blick von unserem Haus Richtung Koraml  verabschiede ich mich bei meinen (kurzeitigen) FollowerInnen mit einem herzlichen Geia sas

 

 

 

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